Der Marxschen Überzeugung, dass die Religion im Zuge der Veränderung der Produktionsverhältnisse von selbst absterben werde, mochten die Bolschewiki nicht trauen. Ihre Politik war radikal antiklerikal und antireligiös ausgerichtet, galt die orthodoxe Kirche doch als wesentliches Hindernis bei der Umgestaltung des untergegangenen Vielvölkerstaates in eine kommunistische Gesellschaft. Das gewaltsame Vorgehen der Bolschewiki machte auch vor progressiven Geistlichen nicht Halt. Doch warum war der Atheismus so ein zentraler Bestandteil der revolutionären Matrix von 1917? Darüber spricht die Direktorin des Deutschen Historischen Instituts Moskau, Dr. Sandra Dahlke, in ihrem Vortrag.
Interdisziplinäre Ringvorlesung "Religion – Revolution – Reaktion. 1848 in Perspektive"
Wie verhalten sich Religionen in krisenhaften Umbruchsituationen? Wann unterstützen sie revolutionäre Bewegungen und wann stehen sie ihnen feindlich gegenüber? Inwiefern sind revolutionäre Bewegungen auch Reaktionen auf Religion? Diesen und verwandten Fragen geht die interdisziplinäre Ringvorlesung nach. Wissenschaftler*innen unterschiedlicher geisteswissenschaftlicher Fächer stellen revolutionäre Momente zwischen Früher Neuzeit und Gegenwart, zwischen der Reformation 1517 und den Maidan-Protesten 2014 vor und fragen, wie sich Religionen und ihre Träger*innen angesichts der jeweiligen Umschwünge verhalten.
Jeder Umbruchsituation ist – in chronologisch aufsteigender Reihenfolge – eine Vorlesung gewidmet. Die 1848-Revolution bildet eine Ausnahme: Sie wird in vier thematisch differenzierten Veranstaltungen in der Mitte der Reihe behandelt. Eine Podiumsdiskussion zum Abschluss bündelt die Erträge der Veranstaltung und gibt einen Ausblick auf aktuelle Entwicklungen.
Eine Veranstaltungsreihe der Wissenschaftsplattform "Schnittstelle Religion" und des Forschungsverbunds "Dynamiken des Religiösen", organisiert von
Prof. Dr. Birgit Emich
Prof. Dr. Andreas Fahrmeir
Prof. em. Dr. Dieter Hein
Dr. Silvia Richter
Prof. Dr. Christian Wiese
Louise Zbiranski
(alle Goethe-Universität Frankfurt/Main)