Das Forum „Museen“, das im Rahmen des 35. Kunsthistorikertages in Göttingen stattfand, thematisierte neben den Problematiken der Museumpraxis, ebenso die Provenienzforschung als publikumswirksamer Magnet in den sogenannten Provenienzforschungsausstellungen.
Die öffentliche und politische Fokussierung und die daraus resultierende Ausstellungspraxis der Kunstmuseen, wurde in dem Vortrag von Anja Gubelmann mit dem provokanten Titel „Provenienzforschung ausgestellt: Selbstzerfleischung zum Selbstzweck?“ als Resultat ihrer Masterarbeit vorgestellt. Dabei rückte die Referentin folgende Fragestellungen in den Fokus: Üben die Museen mit dieser Ausstellungspraxis Selbstkritik? Leisten sie mit den Ausstellungen einen wichtigen Beitrag zur Wiedergutmachung? Oder betreiben die Museen Selbstzerfleischung zum Selbstzweck? Im Rahmen ihrer Masterarbeit untersuchte sie 15 Ausstellungen im deutschsprachigen Raum (u.a. „Eigentum verpflichtet“ im Zeppelin Museum Friedrichshafen; „Herkunft verpflichtet“ im Landesmuseum Oldenburg). Diese Ausstellungsformate rückten erstmals Archivalien als Exponate in den Ausstellungsraum, um die politische und historische Dimension der gezeigten Objekte zu vermitteln. Der Versuch die Archivalien - als Speicher von universalem Wissen - in den Ausstellungkontext einzubinden, sollte den Besuchern ein Gefühl von Authentizität der gezeigten Objekte vermitteln und fungierte, neben der Aufarbeitung der Geschichte, als ein Ort der Identität. Bereits der provokant formulierte Titel des Vortrages rückte die Problematik, der punktuelle Einsatz der Provenienzforscher unter zeitlicher und finanzieller Limitierung, im Kontext der Ausstellungspraxis in den Mittelpunkt. Das Auditorium sprach sich zunehmend für eine längerfristige Lösung von Provenienzforschern in staatlichen und privaten Institutionen aus und diskutierte bereits vollzogene Schritte seitens der Politik. Kritisch anzumerken ist an dieser Stelle, dass die Provenienzforschung durch die öffentliche Debatte zunehmend 'verkommt'; da die eigentliche Aufgabe der Museen und Kunsthistoriker seit je her die Forschung und somit auch die Aufarbeitung der Besitz- und Eigentumsgeschichte von Artefakten ist. Die öffentliche Debatte deklariert die Provenienzforschung allerdings als neues Phänomen der Kunstgeschichte und als ein neues Arbeitsfeld des Kunsthistorikers, was schlichtweg falsch und unzureichend recherchiert ist.
Abschließend möchte ich mich herzlich bei den Organisatoren und Referent*Innen der Konferenz bedanken; sowie bei der Gerda-Henkel-Stiftung, die mir durch das Nachwuchsstipendium die Teilnahme an der diesjährigen Konferenz ermöglicht hatte.